top of page

O-Beine (Genu varum): Ursachen, Symptome, Behandlung und Auswirkungen auf die Kniegesundheit






Die sogenannte O-Bein-Stellung (medizinisch: Genu varum) beschreibt eine Fehlstellung der Beine, bei der die Knie beim aufrechten Stand auseinanderstehen, obwohl sich die Fußknöchel berühren. Diese Achsabweichung sieht aus wie der Buchstabe „O“ – daher der Name. Sie tritt bei Kindern, Jugendlichen oder auch im Erwachsenenalter auf und kann unbehandelt zu Knieschmerzen, Meniskusschäden und frühzeitiger Arthrose führen.


In diesem Artikel erfährst du, wie sich O-Beine entwickeln, welche Beschwerden damit verbunden sein können, wie sie korrekt diagnostiziert und gezielt behandelt werden – und was du tun kannst, um Folgeschäden im Knie zu vermeiden.


Was sind O-Beine?


Bei O-Beinen (Genu varum) verläuft die mechanische Beinachse von der Hüfte über das Knie zum Sprunggelenk nach außen versetzt. Dadurch wird der Druck auf das mediale (innere) Kniegelenk übermäßig erhöht, während die äußeren Gelenkstrukturen entlastet werden. Diese Fehlverteilung führt langfristig zu einem einseitigen Gelenkverschleiß (mediale Gonarthrose).

Ursachen von O-Beinen


Physiologisch (normal in der frühen Kindheit)


  • Viele Kinder haben bis zum dritten Lebensjahr eine leichte O-Beinstellung – sie normalisiert sich in der Regel von selbst.


Pathologisch (krankhaft) im Jugend- oder Erwachsenenalter:


  • Morbus Blount (Wachstumsstörung im Schienbeinbereich)

  • Vitamin-D-Mangel / Rachitis

  • Frakturen oder Verletzungen mit Fehlheilung

  • Einseitige Belastung oder Sport mit asymmetrischer Beinbelastung

  • Muskuläre Dysbalancen (z. B. abgeschwächte Abduktoren)

  • Adipositas

  • Degenerative Veränderungen (Kniearthrose) → Genu varum als Folge oder Verstärker


Symptome: So machen sich O-Beine bemerkbar


  • Abweichung der Beinachse sichtbar

  • Knieschmerzen auf der Innenseite, v. a. beim Stehen, Gehen, Treppensteigen

  • Einseitige Knorpelabnutzung (mediale Gonarthrose)

  • Vermehrter Druck auf den inneren Meniskus

  • Instabilität oder „Wegknicken“ nach innen

  • Belastungsschmerz nach Sport oder längerer Aktivität

  • Bei Kindern: Asymmetrisches Gangbild oder Hinken


O-Beine und ihre Rolle bei Knieproblemen


Eine Valgusstellung (X-Bein) belastet eher den äußeren Gelenkanteil – O-Beine dagegen belasten chronisch die Innenseite des Knies. Diese Überlastung kann zu folgenden Komplikationen führen:


  • Meniskusschäden innen (medialer Meniskusriss)

  • Einseitige Arthroseentwicklung (mediale Gonarthrose)

  • Verminderte Stoßdämpfung

  • Fehlstellung der Patella → Kniescheibenprobleme

  • Komplexe Gelenkinstabilitäten


Diagnose: Wie werden O-Beine festgestellt?


Die Beurteilung erfolgt durch:


  • Körperliche Inspektion im Stand

  • Interkondylärer Abstand (Abstand zwischen den Knien bei geschlossenen Fußknöcheln)

  • Videoanalyse im Gang oder bei sportlicher Belastung

  • Röntgen der Beinachse im Stehen (Ganzbeinaufnahme)

  • MRT oder CT bei Gelenkschäden oder Operationserwägung


Therapie bei O-Beinen


Je nach Alter, Ursache und Beschwerdegrad werden O-Beine entweder konservativ oder operativ behandelt. Ziel ist es, die Beinachse zu optimieren, die Gelenkbelastung zu verteilen und Schmerzen zu reduzieren.


1. Konservative Therapie


Physiotherapie:


  • Kräftigung der Hüftabduktoren (v. a. Gluteus medius)

  • Stabilisation des Kniegelenks

  • Koordination und Gleichgewicht

  • Training in korrekter Beinachse

  • Beweglichkeitstraining Sprunggelenk und Hüfte


Dehnung:


  • Adduktoren

  • Waden- und Oberschenkelmuskulatur


Orthopädische Maßnahmen:


  • Einlagen bei Begleitfehlstellungen des Fußes

  • Beinachsentraining im Alltag (z. B. bei Kniebeugen, Ausfallschritten)

  • Kniebandagen zur Führung und Entlastung


Sport:


  • Radfahren, Schwimmen, Nordic Walking sind gelenkschonende Alternativen

  • Vermeidung asymmetrischer Sportarten, z. B. Squash, Fußball (bei starken Beschwerden)


2. Operative Therapie (Umstellungsosteotomie)


Bei:


  • Fortgeschrittener O-Beinstellung

  • Einseitiger Arthrose

  • Versagen der konservativen Maßnahmen


Die hohe Tibiakopfumstellung (HTO) korrigiert die Beinachse durch gezieltes Durchtrennen und Neuausrichtung des Schienbeinknochens. Ziel: Entlastung des medialen Gelenkspalts, Verzögerung einer Knieprothese.


O-Beine im Sport: Was beachten?


O-Beine erhöhen das Risiko für:


  • Mediale Meniskusläsionen

  • Patellofemorale Schmerzen

  • Achillessehnenprobleme durch ungünstige Statik

  • Fehlbelastungen beim Laufen und Springen


Empfehlung: Regelmäßiges Beinachsentraining, ggf. mit Videoanalyse und gezielte Kräftigung der Außenrotatoren und Abduktoren.


Prävention und Alltagstipps


  • Frühzeitige Korrektur im Kindesalter durch gezielte Bewegung

  • Barfußlaufen zur Fuß- und Beinachsenschulung

  • Bewegungsanalyse im Sport oder Beruf

  • Krafttraining mit korrekter Technik (z. B. bei Kniebeugen)

  • Vermeidung von Übergewicht zur Entlastung der Beinachse


Fazit: O-Beine erkennen, behandeln und Spätfolgen vermeiden


O-Beine sind nicht nur ein kosmetisches Problem, sondern ein biomechanischer Risikofaktor für Knieschmerzen, Arthrose und Meniskusschäden. Eine genaue Diagnostik und gezielte Therapie – konservativ oder operativ – kann Schmerzen lindern, Beweglichkeit verbessern und Folgeschäden verhindern.


Wer seine Beinachse stabilisiert, Muskulatur gezielt aufbaut und Fehlbelastungen ausgleicht, kann mit O-Beinen gut leben – oder sie sogar funktionell korrigieren.

Roman Welzk Stress Buch Minimalismus Buch





Comments

Rated 0 out of 5 stars.
No ratings yet

Add a rating
bottom of page