Rotatorenmanschettenriss – Ursachen, Symptome und Therapieoptionen
- Roman Welzk | Gründer mein-physio.info
- 3. Mai
- 3 Min. Lesezeit
Ein Riss der Rotatorenmanschette ist eine häufige Ursache für Schulterschmerzen und funktionelle Einschränkungen, insbesondere bei Menschen ab dem mittleren Lebensalter oder bei sportlich aktiven Personen. Die Rotatorenmanschette ist ein zentraler muskulärer Stabilisator der Schulter und besteht aus vier Muskeln, deren Sehnen eng am Oberarmkopf ansetzen. Kommt es hier zu einer Teilruptur oder vollständigen Ruptur, leidet nicht nur die Kraftentwicklung, sondern auch die Beweglichkeit der Schulter erheblich.
Was ist die Rotatorenmanschette und warum ist sie so wichtig?
Die Rotatorenmanschette besteht aus folgenden Muskeln:
Musculus supraspinatus
Musculus infraspinatus
Musculus teres minor
Musculus subscapularis
Diese Muskelgruppe sichert die zentrierte Führung des Oberarmkopfes in der Gelenkpfanne. Gleichzeitig erlaubt sie präzise Bewegungen wie Abduktion, Außenrotation und Innenrotation des Arms. Ein Defekt in diesem System – durch Riss oder Degeneration – führt zu Instabilität, Kraftverlust und oft auch zu chronischen Schmerzen.
Ursachen für einen Riss der Rotatorenmanschette
Ein Riss kann akut oder degenerativ entstehen. Die häufigsten Ursachen sind:
Akute Ruptur
Plötzliche Kraftbelastung, z. B. bei einem Sturz auf den ausgestreckten Arm
Traumatische Überdehnung
Ruckartige Hebe- oder Zugbewegungen unter Last
Degenerative Ruptur
Altersbedingter Verschleiß der Sehnen
Chronische Überlastung (z. B. bei Überkopfarbeiten oder Sportarten wie Tennis, Schwimmen)
Mangeldurchblutung der Sehnenregion
Vorschädigung durch ein bestehendes Impingement-Syndrom
In vielen Fällen liegt eine Kombination aus Vorschädigung und akuter Belastung vor.
Symptome und klinische Anzeichen
Die Beschwerden variieren je nach Ausmaß und Lokalisation des Risses. Typische Symptome sind:
Schmerzen im oberen Außenbereich der Schulter, oft mit Ausstrahlung in den Oberarm
Schmerzen beim Liegen auf der betroffenen Seite
Kraftverlust beim Heben oder Drehen des Arms
Eingeschränkte Beweglichkeit, insbesondere beim Abspreizen oder Außenrotieren
Gefühl der Instabilität oder des „Absackens“ des Arms
Teilrupturen verursachen oft nur bei Belastung Beschwerden, während vollständige Rupturen zu massiven funktionellen Einschränkungen führen können.
Diagnostik bei Verdacht auf Rotatorenmanschettenriss
Die Diagnose beginnt mit einer ausführlichen klinischen Untersuchung:
Funktionstests (z. B. Jobe-Test, Lift-off-Test, Drop-arm-Test)
Beurteilung der aktiven und passiven Beweglichkeit
Krafttestung in verschiedenen Bewegungsrichtungen
Palpation schmerzhafter Sehnenansätze
Zur Sicherung der Diagnose sind bildgebende Verfahren erforderlich:
Ultraschall: schnelle, dynamische Beurteilung von Sehnenkontinuität
MRT (Magnetresonanztomografie): Goldstandard zur Darstellung von Teil- und Vollrupturen sowie zur Beurteilung der Muskelqualität und Retraktion
Röntgen: zum Ausschluss knöcherner Veränderungen oder begleitender Arthrose
Therapie: Konservativ oder operativ?
Die Wahl der Therapie hängt vom Ausmaß des Risses, dem Alter des Patienten, dem funktionellen Anspruch und der Dauer der Beschwerden ab.
Konservative Therapie
Geeignet bei:
Teilrupturen ohne wesentliche Funktionseinschränkung
Komplettrissen bei älteren, weniger aktiven Patienten
Chronischen Veränderungen mit starker Degeneration
Ziele:
Schmerzreduktion
Verbesserung der Beweglichkeit
Kompensation durch funktionelle Muskulatur
Maßnahmen:
Physiotherapie zur Kräftigung der intakten Muskeln
Manualtherapie zur Mobilisierung
Schmerz- und Entzündungshemmung (Medikamente, ggf. Infiltration)
Anpassung der Alltagsbelastung
Operative Therapie
Indikationen:
Frische vollständige Ruptur mit hohem funktionellem Anspruch
Große Teilrupturen mit Progressionsrisiko
Versagen der konservativen Therapie über mehrere Monate
Ziel ist die Wiederherstellung der Sehnenkontinuität durch Refixation an den Knochen. Der Eingriff erfolgt meist arthroskopisch. Postoperativ ist eine mehrwöchige Ruhigstellung in einer Abduktionsschiene erforderlich, gefolgt von einer strukturierten Rehabilitationsphase über mehrere Monate.
Prognose und Verlauf
Die Prognose hängt von der Art des Risses und dem Therapiebeginn ab. Akute Rupturen, die frühzeitig operiert werden, zeigen oft sehr gute funktionelle Ergebnisse. Bei chronischen Rissen mit fortgeschrittener Muskeldegeneration kann die Wiederherstellung schwieriger sein. Auch bei konservativer Behandlung lässt sich bei vielen Patienten eine schmerzfreie Alltagstauglichkeit erreichen – vorausgesetzt, die Physiotherapie wird konsequent durchgeführt.
Fazit
Ein Rotatorenmanschettenriss ist eine ernstzunehmende Verletzung, die unbehandelt zu dauerhafter Bewegungseinschränkung und Schmerzen führen kann. Entscheidend ist die frühzeitige Erkennung und differenzierte Therapieplanung. Dank moderner Diagnostik und gezielter Behandlungsstrategien – konservativ wie operativ – bestehen heute sehr gute Chancen auf vollständige oder weitgehende Wiederherstellung der Schulterfunktion.
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