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Schulterschmerzen und Krafttraining – Ursachen, Fehler und wie Du schmerzfrei trainierst






Schulterschmerzen zählen zu den häufigsten Beschwerden unter Kraftsportlern – sowohl im Freizeitsport als auch im Leistungssport. Besonders problematisch ist, dass die Schmerzen oft schleichend beginnen und von vielen lange ignoriert werden. Werden Trainingsfehler nicht rechtzeitig korrigiert, drohen chronische Überlastungssyndrome, Sehnenreizungen oder sogar strukturelle Schäden an der Rotatorenmanschette.

In diesem Artikel erfährst Du, welche Ursachen hinter Schulterschmerzen beim Krafttraining stecken, welche Übungen besonders risikobehaftet sind und wie Du durch gezielte Maßnahmen Schulterprobleme nachhaltig vermeiden kannst.


Warum ist die Schulter im Krafttraining besonders anfällig?


Die Schulter ist ein hochbewegliches, aber dadurch auch instabil konstruiertes Gelenk. Ihre Stabilität beruht größtenteils auf muskulärer Führung, vor allem durch die Rotatorenmanschette. Beim Krafttraining wirken große Lasten und Hebelkräfte auf das Schultergelenk. Wird die muskuläre Balance zwischen Brust, Schulter und Rücken vernachlässigt oder mit zu hoher Intensität gearbeitet, entsteht ein Ungleichgewicht, das zu Reizzuständen, Funktionsstörungen und schmerzhaften Überlastungen führen kann.


Typische Ursachen für Schulterschmerzen beim Krafttraining


1. Fehlbelastung durch schlechte Technik


Eine der häufigsten Ursachen ist die unsaubere Ausführung von Übungen. Beispielsweise führen Bankdrücken mit zu weit abgesenkter Hantel oder Schulterdrücken hinter dem Kopf zu einer ungünstigen Gelenkstellung, die Sehnen und Kapselgewebe stark belastet. Auch ein zu hohes Gewicht bei unzureichender Kontrolle fördert kompensatorische Bewegungen, die auf Dauer zu Schmerzen führen.


2. Muskuläre Dysbalance


Viele Kraftsportler trainieren bevorzugt die vordere Schultermuskulatur und den Brustbereich, während die hintere Schulter und die Schulterblattstabilisatoren (Rhomboideen, unterer Trapezmuskel, Serratus anterior) vernachlässigt werden. Die Folge ist eine vorgezogene Schulterhaltung und eine unphysiologische Belastungsverteilung im Schultergelenk.


3. Fehlende Rotatorenmanschetten-Kräftigung


Die kleinen Muskeln der Rotatorenmanschette sorgen für die zentrierte Führung des Oberarmkopfes. Wenn sie nicht gezielt trainiert werden, ist die Schulter anfälliger für Fehlbewegungen, Instabilität und Reizungen. Besonders bei Überkopfbelastungen (z. B. Military Press, Snatch) ist eine gut trainierte Rotatorenmanschette entscheidend.


4. Übertraining und mangelnde Regeneration


Ein zu hohes Trainingsvolumen ohne ausreichende Pausen kann zu Mikrotraumen, Entzündungen und schmerzhaften Überlastungssyndromen führen. Sehnen reagieren besonders empfindlich auf chronische Reizbelastungen – etwa bei täglichem Bankdrücken ohne Regenerationszeit.


5. Anatomische Engpässe


Ein bestehendes Impingement-Syndrom, eine Enge im subakromialen Raum oder degenerative Veränderungen (z. B. Kalkablagerungen) können unter Belastung zu schmerzhaften Einklemmungen von Sehnen oder Schleimbeuteln führen. In diesen Fällen ist eine genaue medizinische Abklärung notwendig.

Typische Übungen mit hohem Risiko für Schulterprobleme


  • Bankdrücken (besonders mit weiter Griffbreite oder tiefer Absenkung)

  • Schulterdrücken hinter dem Kopf (Military Press behind the neck)

  • Latzug hinter den Kopf

  • Seitheben mit Schwung und gestreckten Armen

  • Dips, besonders bei eingeschränkter Schulterbeweglichkeit


Diese Übungen sind nicht grundsätzlich schädlich, können jedoch bei falscher Ausführung oder fehlender muskulärer Vorbereitung schnell zu Beschwerden führen.


Symptome: So erkennst Du schulterbedingte Überlastungen


  • Schmerzen im vorderen oder seitlichen Schulterbereich, meist bei Druck oder Bewegung

  • Stechender Schmerz bei bestimmten Übungen (z. B. Pressbewegungen)

  • Einschränkung des Bewegungsumfangs, z. B. beim Heben des Arms

  • Kraftverlust in bestimmten Positionen

  • Knacken oder Reiben im Gelenk

  • Schmerzen im Liegen oder in Ruhephasen (Warnzeichen für Entzündung)

Was tun bei Schulterschmerzen durch Krafttraining?


Sofortmaßnahmen


  • Trainingspause oder Umstellung auf schulterentlastende Übungen

  • Reduktion des Trainingsvolumens

  • Kältebehandlung bei akuten Schmerzen

  • Schonende Mobilisation ohne Krafttraining

  • Bei starken Beschwerden ärztliche Abklärung und ggf. bildgebende Diagnostik (Ultraschall, MRT)


Physiotherapeutische Therapie


Ein gezielter Aufbauplan mit Fokus auf:

  • Mobilität der Brustwirbelsäule und Schultergelenk

  • Kräftigung der hinteren Schulter und Schulterblattstabilisatoren

  • Aktivierung und Training der Rotatorenmanschette

  • Korrektur von Haltung und Technik

  • Faszientechniken und manuelle Therapie zur Schmerzlinderung


Wiederaufbau und Prävention


  • Wiedereinstieg mit leichten Gewichten und hoher Kontrolle

  • Integration von rotatorischen Übungen (z. B. Außenrotation mit Theraband)

  • Ausgewogenes Training aller Schultermuskeln

  • Regelmäßige Mobilitätsarbeit

  • Aufwärmen und Aktivieren vor jeder Einheit


Empfohlene Übungen zur Schulterprävention


  • Außenrotation mit Widerstandsband (Ellbogen am Körper)

  • Face Pulls zur Aktivierung des hinteren Deltas und der Rhomboideen

  • Wall Slides für Schulterbeweglichkeit

  • Y-T-W-L-Übungen zur Aktivierung der Schulterblattmuskulatur

  • Brustmuskeldehnung zur Vermeidung von Schultereinengung


Fazit


Schulterschmerzen beim Krafttraining entstehen meist nicht durch einzelne Übungen, sondern durch eine Kombination aus Technikfehlern, Dysbalancen und Überlastung. Wer seine Schulter als Ganzes trainiert, auf die richtige Ausführung achtet und frühzeitig auf Warnsignale reagiert, kann langfristige Beschwerden vermeiden. Die Schulter ist ein komplexes, aber trainierbares System – mit Wissen, Geduld und gezielter Prävention bleibt sie stabil und schmerzfrei, auch unter Belastung.

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