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X-Beine (Genu valgum): Ursachen, Folgen, Therapie – und was du gegen die Fehlstellung tun kannst






Die X-Bein-Stellung (medizinisch: Genu valgum) ist eine Fehlstellung der Beinachse, bei der die Knie nach innen kippen und sich im Stand berühren, während die Fußknöchel auseinanderstehen. Im Volksmund wird oft gesagt: „Die Knie küssen sich.“

Während eine gewisse X-Bein-Form in der Kindheit normal sein kann, gilt eine ausgeprägte oder persistierende Fehlstellung im Erwachsenenalter als Risikofaktor für Knieschmerzen, Gelenkverschleiß und muskuläre Überlastung. In diesem Artikel erfährst du, wie du X-Beine erkennst, welche Symptome und Folgeprobleme sie verursachen – und wie du sie gezielt therapieren und ausgleichen kannst.


Was sind X-Beine?


Von X-Beinen (Genu valgum) spricht man, wenn die mechanische Beinachse von der Hüfte durch das Knie bis zum Sprunggelenk nicht gerade, sondern nach innen abgewinkelt verläuft. Die Knie stehen näher beieinander als die Füße. Der physiologische Winkel liegt etwa bei 5–7° Valgus (nach innen), bei Frauen etwas mehr als bei Männern. Eine übermäßige Abweichung belastet die innere Kniegelenkfläche und seitliche Bandstrukturen ungleichmäßig.


Ursachen: Warum entstehen X-Beine?


Physiologisch (im Kindesalter normal)


  • Im Wachstum (zwischen dem 2. und 6. Lebensjahr) kann eine vorübergehende X-Bein-Stellung auftreten und sich meist spontan normalisieren.


Pathologisch (bei Erwachsenen und Jugendlichen)


  • Muskuläre Dysbalancen (v. a. abgeschwächter Gluteus medius, überaktiver Adduktor)

  • Fußfehlstellungen (z. B. Knick-Senkfuß, Überpronation)

  • Schwaches Bindegewebe (Hypermobilität)

  • Frakturen mit Fehlheilung

  • Vitamin-D-Mangel / Rachitis

  • Übergewicht

  • Verkürzte Adduktoren und hintere Oberschenkelmuskulatur

  • Fehlbelastung durch schlechte Lauf- oder Sporttechnik


Symptome und Beschwerden bei X-Beinen


X-Beine führen langfristig zu einer asymmetrischen Belastung des Knies – besonders im inneren Gelenkspalt. Dies kann schleichend oder akut Beschwerden verursachen, u. a.:


  • Knieschmerzen beim Gehen, Beugen, Treppensteigen

  • Knieschmerzen innen durch Überlastung des medialen Gelenkanteils

  • Vermehrte Abnutzung (Arthrose) auf der Innenseite

  • Jumpers Knee oder PFSS durch gestörte Patellaführung

  • Instabilitätsgefühl oder einknickende Knie

  • Schmerzen in Hüfte oder unterem Rücken durch Kettenreaktionen


X-Beine und ihre Rolle bei Kniebeschwerden


Die Valgusfehlstellung verändert die Zugrichtung der Oberschenkelmuskulatur und der Patellasehne. Die Kniescheibe wird seitlich nach außen gezogen, was z. B. zu einem Patellofemoralen Schmerzsyndrom oder Jumpers Knee führen kann. Auch das Risiko für ein mediales Meniskusproblem ist deutlich erhöht, da die innere Knieseite chronisch überlastet wird.


Diagnose: Wie erkenne ich X-Beine?


Sichtbare Zeichen:


  • Knie berühren sich, während die Fußknöchel deutlich auseinander stehen

  • Oft: Einwärtsdrehung der Oberschenkel, Abkippen des Beckens


Messmethoden:


  • Intermalleolärer Abstand (Abstand zwischen Innenknöcheln im Stand mit geschlossenen Knien)

  • Beinachsenanalyse im Stand und in Bewegung

  • Videoanalyse beim Gehen oder Laufen

  • Röntgen in 2 Ebenen (zur Beurteilung der mechanischen Achse)

  • MRT/CT bei Verdacht auf strukturelle Schäden


Therapie: Was hilft gegen X-Beine?


Die Behandlung richtet sich nach dem Schweregrad, Alter, Symptomen und den funktionellen Einschränkungen. Ziel ist es, die Belastung wieder gleichmäßig auf Knie, Hüfte und Fuß zu verteilen.


1. Physiotherapie und gezieltes Training


Kräftigung:


  • Gluteus medius / maximus zur Stabilisierung des Beckens

  • Außenrotatoren der Hüfte

  • Fußmuskulatur und Tibialis posterior


Dehnung:


  • Adduktoren

  • Hintere Oberschenkelmuskulatur (ischiocrurale Gruppe)

  • Waden- und Sprunggelenksmobilität


Koordination:


  • Einbeinstand, Wackelbrett, Dynamisches Beinachstraining

  • Korrektur der Beinachse im Alltag und Sport


2. Einlagenversorgung


  • Bei Überpronation oder Knick-Senkfuß: Einlagen mit Pronationsstütze zur Achsoptimierung


3. Lauf- und Bewegungsschulung


  • Videoanalyse der Lauftechnik

  • Aktive Korrektur der Knieposition beim Sport


4. Krafttraining mit Fokus auf Beinachse


  • Kniebeugen mit Miniband

  • Step-downs kontrolliert einbeinig

  • Ausfallschritte in kontrollierter Form


Operative Korrektur bei schweren Fällen


Wenn konservative Maßnahmen nicht ausreichen oder die Fehlstellung strukturell (z. B. durch Wachstumsstörung oder Knochenfehlform) verankert ist, kann eine operative Umstellungsosteotomie erwogen werden. Ziel ist es, die Beinachse chirurgisch zu korrigieren und die Last gleichmäßig auf das Kniegelenk zu verteilen.


Prävention: Was kannst du tun?


  • Auf die Beinachse achten – insbesondere bei Sportarten mit Sprung- und Beugebewegungen

  • Regelmäßige Kräftigung der Hüft- und Gesäßmuskulatur

  • Gutes Schuhwerk mit ausreichender Stabilität

  • Barfußgehen zur Förderung der Fußmuskulatur

  • Lauftechnik überprüfen lassen, besonders bei Beschwerden oder langen Laufstrecken


Fazit: X-Beine sind kein Schicksal – sondern korrigierbar


X-Beine (Genu valgum) können zu einer Vielzahl von Beschwerden führen – müssen es aber nicht. Wer frühzeitig reagiert, gezielt trainiert und seine Beinachse bewusst stabilisiert, kann Schmerzen vermeiden und Spätfolgen wie Arthrose oder Meniskusschäden verhindern. Besonders in Kombination mit Sport, Übergewicht oder bestehenden Knieschmerzen ist es wichtig, nicht nur das Symptom, sondern die Ursache – die Beinachse – zu behandeln.

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