Autismus erkennen – Symptome und Diagnostik im Überblick
- Roman Welzk | Gründer mein-physio.info
- 15. Feb.
- 3 Min. Lesezeit
Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) gehören zu den neurologischen Entwicklungsstörungen, die meist bereits im frühen Kindesalter auftreten. Doch wie erkennt man Autismus, welche Symptome treten auf, und wie läuft die Diagnostik ab? In diesem Artikel findest du einen klaren Leitfaden, um Autismus besser zu verstehen und rechtzeitig zu erkennen.
Was ist Autismus?
Autismus ist eine tiefgreifende Entwicklungsstörung, die sich vor allem auf das soziale Verhalten, die Kommunikation und die Wahrnehmungsverarbeitung auswirkt. Heute spricht man häufig von Autismus-Spektrum-Störungen (ASS), da die Symptome und deren Ausprägung sehr unterschiedlich sein können – von mild bis stark ausgeprägt.
Zu den bekanntesten Formen zählen:
Frühkindlicher Autismus (Kanner-Syndrom)
Asperger-Syndrom
Atypischer Autismus
Frühzeitige Erkennung von Autismus: Darauf solltest du achten
Autismus zeigt sich häufig schon im frühen Kindesalter, teils sogar im Kleinkindalter. Allerdings kann er bei milderen Verläufen (z. B. Asperger-Syndrom) auch erst später auffallen.
Typische Symptome von Autismus
Die Symptome lassen sich in drei Hauptbereiche unterteilen:
1. Auffälligkeiten in der sozialen Interaktion
Kaum oder kein Blickkontakt
Wenig Interesse an anderen Menschen oder Gleichaltrigen
Schwierigkeiten, soziale Signale (Mimik, Gestik, Tonfall) zu deuten
Probleme, Freundschaften aufzubauen oder zu halten
Geringe emotionale Empathie
2. Störungen in der Kommunikation
Verzögerte oder ausbleibende Sprachentwicklung
Monotone Sprache ohne Betonung
Wörtliches Verstehen von Sprache (Schwierigkeiten mit Ironie oder Metaphern)
Wiederholen von Phrasen oder Sätzen (Echolalie)
Geringer Einsatz von Gestik und Mimik im Gespräch
3. Stereotype Verhaltensweisen und eingeschränkte Interessen
Starkes Festhalten an Routinen und Ritualen
Repetitive Bewegungen (z. B. Flattern mit den Händen, Wippen)
Intensives Spezialinteresse an bestimmten Themen
Über- oder Unterempfindlichkeit gegenüber Reizen (Licht, Geräusche, Berührungen)
Weitere Anzeichen je nach Alter
Im Kleinkindalter:
Ausbleibendes „Social Smiling“ (Lächeln als Reaktion auf andere)
Kein Zeigen oder Deuten auf Dinge
Kein Spielen von typischen Rollenspielen (z. B. Puppen füttern)
Im Schulalter:
Schwierigkeiten, in der Gruppe zu arbeiten
Soziale Isolation
Ungewöhnliche Interessen oder Themenfixierung
Im Jugend- und Erwachsenenalter:
Überforderung in sozialen Kontexten
Schwierigkeiten im Job aufgrund fehlender „sozialer Regeln“
Anhaltende Probleme mit spontaner Kommunikation und Flexibilität
Wie läuft die Diagnostik bei Autismus ab?
1. Anamnese und Erstgespräch
Ein erfahrener Facharzt (z. B. Kinder- und Jugendpsychiater, Neurologe oder Psychologe) führt ein ausführliches Gespräch mit Eltern oder Betroffenen über die Entwicklung und Verhaltensweisen.
2. Standardisierte Fragebögen und Tests
ADOS (Autism Diagnostic Observation Schedule): Beobachtungsdiagnostik zur Erfassung autistischer Verhaltensweisen.
ADI-R (Autism Diagnostic Interview-Revised): Strukturiertes Interview mit den Bezugspersonen.
Screening-Tests: z. B. M-CHAT für Kleinkinder.
3. Verhaltensbeobachtung
Im Alltag, in der Kita oder Schule werden oft zusätzliche Beobachtungen durch Fachkräfte einbezogen.
4. Differenzialdiagnostik
Wichtig ist es, Autismus von anderen Entwicklungsstörungen, Sprachstörungen, ADHS oder Angststörungen abzugrenzen.
5. Zusatzuntersuchungen
Gegebenenfalls erfolgen neurologische oder genetische Untersuchungen, um andere Ursachen auszuschließen.
Warum ist eine frühe Diagnose wichtig?
Eine frühzeitige Diagnose von Autismus ermöglicht gezielte Fördermaßnahmen und Therapien. Studien zeigen, dass eine frühzeitige Unterstützung die soziale, emotionale und sprachliche Entwicklung positiv beeinflussen kann.
Welche Therapien helfen bei Autismus?
Autismus ist nicht „heilbar“, aber es gibt wirkungsvolle Therapien, die die Lebensqualität verbessern und die Alltagskompetenz fördern:
Verhaltenstherapie (z. B. nach dem ABA-Ansatz)
Sprach- und Ergotherapie
Sozialkompetenztraining
Förderung der Alltagsstruktur
Elterntraining und Beratung
Fazit
Autismus zu erkennen erfordert Feingefühl und ein gutes Verständnis für die Bandbreite der Symptome. Typische Anzeichen zeigen sich meist in der sozialen Interaktion, der Kommunikation und im Verhalten. Mithilfe standardisierter Diagnostik und professioneller Unterstützung können Betroffene individuell gefördert werden, um soziale Fähigkeiten und Selbstständigkeit zu verbessern.
FAQ zu Autismus
Ab welchem Alter kann man Autismus erkennen?
Häufig zeigen sich erste Anzeichen schon im Kleinkindalter, spätestens aber im Vorschulalter.
Ist Autismus heilbar?
Autismus ist eine lebenslange neurologische Besonderheit, aber gezielte Fördermaßnahmen können die Lebensqualität deutlich verbessern.
Wer stellt die Diagnose Autismus?
Die Diagnose wird in der Regel von spezialisierten Fachärzten wie Kinder- und Jugendpsychiatern oder Psychologen gestellt.
Wie häufig kommt Autismus vor?
Schätzungen zufolge liegt die Häufigkeit bei etwa 1 % der Bevölkerung, wobei Männer häufiger betroffen sind als Frauen.
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