Das Piriformis-Syndrom ist durch Schmerzen im Gesäß gekennzeichnet, die in die Beine ausstrahlen können. Oft mit einer Radikulopathie verwechselt.
Inhaltsverzeichnis:
Was ist das Piriformis-Syndrom?
Der Musculus piriformis („birnenförmiger Muskel“) ist ein Skelettmuskel der tiefen Hüftmuskulatur. Er verläuft vom Kreuzbein (Os Sacrum), dem unteren Ende der Wirbelsäule, durch das Becken. Die Kontraktion des Piriformis-Muskels bewirkt eine Außenrotation und Abduktion des Hüftgelenks.
Urhebernennung und Quellenangabe: Andrea Klaiber
Das Piriformis-Syndrom erzeugt Schmerzen im Gesäß, die von der Rückseite des Oberschenkels bis zur Wade ausstrahlen können. Der Piriformis-Muskel komprimiert den Ischiasnerv, dadurch entstehen Schmerzen. Ein Engpass in der Beckenregion, wo der Ischiasnerv in den Piriformis-Muskel eintritt ist der Grund dafür.
Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Circa 6 % der Ischiasschmerzen werden durch das Piriformis-Syndrom verursacht. Besonders beim Bodybuilding und Krafttraining kann es zu Reizungen des Ischiasnervs kommen.
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Ursachen für ein Piriformis-Syndrom
Es werden primäre und sekundäre Krankheitsursachen unterschieden. Bei etwa 4% aller Menschen durchdringt der Piriformis Nerv den Musculus piriformis ganz oder teilweise. Durchdringt er den Muskel teilweise besteht ein erhöhtes Risiko, ein Piriformis-Syndrom zu entwickeln. Dies nennt man primäres Piriformis-Syndrom, welches ca. 15 % aller Fälle ausmacht.
Die häufigste Ursache ist eine Verletzung des Piriformis-Muskels, gefolgt von einer Entzündung, die die Nervenbahnen reizt. Oft durch Überbeanspruchung entstanden, wie langes Laufen oder intensives/unregelmäßiges Training. Auch direkter und anhaltender Druck auf die Muskulatur, etwa beim Sitzen auf einer harten Unterlage, kann eine Ursache sein.
In seltenen Fällen kann der M. piriformis durch intensives Training so stark beansprucht werden, dass der Ischiasnerv gereizt wird. Häufige Fälle gibt es im Ski und Radsport.
Symptome des Piriformis-Syndroms
Ein früheres Trauma im Gesäßbereich kann als Ursache identifiziert werden. Schmerzen und Kribbeln können in Hüfte, Steißbein, Gesäß, Leiste oder Unterschenkel entstehen. Das Piriformis-Syndrom zeigt sich häufig mit starken Schmerzen im Gesäßbereich, die bis in die Oberschenkelrückseite, oder das gesamte Bein ausstrahlen können. Der Schmerz verstärkt sich bei starker Beanspruchung des Musculus priformis.
Symptome beim Stuhlgang, Schmerzen im Intimbereich oder im Hodensack, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, oder Schmerzen beim Aufstehen sind seltener.
Sportler beschreiben die Symptome oft als ein Gefühl der Verkürzung der Muskulatur in der Oberschenkelrückseite.
Das Piriformis-Syndrom kann manchmal schwer vom klassischen Ischias unterschieden werden. Die Symptome sind in beiden Fällen gleich, da sie durch einen gereizten Ischiasnerv verursacht werden. Der einzige Unterschied ist der Ort und die Ursache der Nervenkompression. Ischias ist oft Teil von anhaltenden Rückenschmerzen, die vom Gesäß bis in die Beine ausstrahlen können. Die Symptome beruhen auf einer Kompression von Nervenwurzeln in der Wirbelsäule, oft aufgrund eines Bandscheibenvorfalls. Der Fachbegriff dafür lautet Radikulopathie.
Beim Piriformis-Syndrom wird der Nerv im Beckenbereich komprimiert und führt ohne vorherige Rückenschmerzen direkt zu Schmerzen im Gesäßbereich. Da die Behandlung in beiden Fällen unterschiedlich ist, ist es wichtig, den Ort des eingeklemmten Nervs eindeutig zu identifizieren und durch einen Therapeuten abklären zu lassen.
Diagnostizieren des Piriformis-Syndroms
Grundlage der Verdachtsdiagnose sind Anamnese und Untersuchungsergebnisse.
Typische körperliche Untersuchungszeichen sind Schmerzen im Gesäß bei Hüftbeugung und Beininnenrotation (Kreuzsitz). Wenn der Patient hat Schwierigkeiten, das Bein in Seitenlage anzuheben, kann die Funktion des Piriformis-Muskels beeinträchtigt sein. Die Untersuchung kann manchmal schmerzhaft sein. Während einer rektalen oder vaginalen Untersuchung kann der Arzt eine Dehnung in der seitlichen Beckenwand spüren. Anders als bei klassischen Ischiasbeschwerden gibt es keine Anzeichen einer Nervenschädigung.
Weitere Untersuchungen sind in der Regel nicht erforderlich. Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) können manchmal hilfreich sein, um andere Erkrankungen auszuschließen.
Quelle: medpertise.de
Behandlung des Piriformis-Syndroms
Eine konservative Behandlung ist in der Regel erfolgreich.
Die wichtigste Maßnahme ist Entlastung. Meiden Sie die Aktivitäten die ihnen bisher Schmerzen bereitet haben. Verändern Sie den Alltag oder ihre Umgebung. Stehen Sie bei sitzenden Tätigkeiten alle 20 Minuten auf und strecken Sie sich.
Sportler sollten ihr Trainingsprogramm darauf abstimmen. Die Intensität des Ausdauertrainings sollte reduziert werden, da durch die ständigen Monotonen Abläufe beim Joggen, eine Dauerreizung auftreten kann.
Eine Dehnung dieses Muskels ist nur bedingt wirksam und sollte erst nach Beratung mit einem Phyiotherapeuten durchgeführt werden. Es ist sehr entscheidend, wodurch die Kompression entstand und ob es ein echtes Piriformis Syndrom ist. Sollten Sie die Symptome falsch interpretieren und eine andere Ursache vorherrschen, kann eine Dehnung das Syndom zur Chronifizierung führen. Ich hatte bereits Patienten, die dadurch eine Fussheberschwäche provoziert haben. Auch genannt Fallfuß, ein neurologischer Ausfall der Schienbeinmuskulatur.
Solltesn Sie doch dehnen wollen? Dann ist hier eine Anleitung:
Der Musculus piriformis kann wie folgt gedehnt werden (z. B. für die rechte Seite): Legen Sie sich auf den Rücken, beugen Sie Hüfte und rechtes Knie. Die linke Hand greift den äußeren Rand des rechten Fußes und zieht ihn zur linken Schulter. Die rechte Hand drückt das rechte Kniegelenk nach rechts. Im Gesäßbereich sollte ein Spannungsgefühl vorhanden sein.
Physiotherapie ist ein wichtiger Bestandteil der Behandlung. Bei schweren Symptomen können entzündungshemmende Medikamente (NSAIDs) helfen. Ärzte mit besonderer Erfahrung können Lokalanästhetika in schmerzhafte Triggerpunkte spritzen. Es sollte ein echtes Piriformis Syndrom sein ohne Beteiligung des Ischiasnervs.
Eine Operation ist der letzte Ausweg, wenn andere Maßnahmen nicht geholfen haben. Die Sehne des Musculus piriformis wird dann durchtrennt. Die Behandlungsergebnisse sind im Allgemeinen positiv. Nach der Operation können Sie nach 2-3 Monaten wieder sportlich aktiv werden.
Prognosen
Bei frühzeitiger Diagnose und entsprechender Behandlung mit Physiotherapie und Injektionen ist die Prognose sehr gut. Die meisten Betroffenen haben nach 6 Wochen Behandlung kaum noch Symptome.
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