top of page

Bursitis: Ursachen, Symptome, Diagnose & moderne Behandlung – ausführlich erklärt für Patient:innen

Aktualisiert: vor 2 Stunden


Warum Bursitis ein häufig unterschätztes Schmerzproblem ist


Schleimbeutelentzündungen – medizinisch Bursitiden – gehören zu den häufigsten Ursachen für Schmerzen im Bereich von Gelenken und Sehnen. Schleimbeutel sind kleine, flüssigkeitsgefüllte Polster, die Reibung reduzieren und Bewegungen geschmeidig machen. Werden sie jedoch überlastet, gereizt oder verletzt, entzünden sie sich und verursachen punktuelle, druckempfindliche und oft bewegungsabhängige Schmerzen.

Besonders häufig betroffen sind Schulter, Ellenbogen, Hüfte, Knie und Ferse, da diese Regionen hohen Druck- oder Scherkräften ausgesetzt sind. Jede dieser Bursitiden hat ein charakteristisches Beschwerdebild, das sich klar unterscheiden lässt, obwohl das Grundprinzip der Entzündung identisch ist.

Im Folgenden erhältst du einen vollständigen Überblick über alle fünf relevanten Bursitis-Arten, ihre Entstehung, typischen Symptome, die Diagnostik und die aktuelle therapeutische Herangehensweise – basierend auf moderner Physiotherapie, Biomechanik und evidenzbasierten Konzepten.







Subakromiale Bursitis der Schulter – wenn Überkopfarbeiten zur Last werden

Die Bursitis unter dem Schulterdach zählt zu den am häufigsten diagnostizierten Formen und entsteht fast immer im Zusammenspiel aus Überkopfarbeiten, muskulären Dysbalancen und einer Enge im subakromialen Raum. Charakteristisch ist ein stechender Schmerz beim Heben des Arms oder beim Liegen auf der Seite.

Die Reizung entsteht meist dadurch, dass die Rotatorenmanschette nicht stabil genug arbeitet und das Schulterblatt seine Führungsaufgabe verliert. Dadurch wird der Schleimbeutel regelrecht eingequetscht. Die Therapie setzt folglich auf drei Ebenen an: Schmerzreduktion, Verbesserung der Schulterblattkontrolle und gezielter Muskelaufbau der Rotatorenmanschette.

Dieser ganzheitliche Ansatz reduziert nicht nur die Entzündung, sondern behebt gleichzeitig die biomechanischen Ursachen – ein zentraler Punkt, um Rückfälle zu vermeiden.


Olecranon-Bursitis des Ellenbogens – häufig ein Problem des Drucks und der Haltung


Am Ellenbogen tritt die Bursitis häufig durch wiederholtes Aufstützen oder einen direkten Schlag auf. Die Schwellung oberhalb der Ellenbogenspitze ist fast immer gut sichtbar und bildet oft das Leitsymptom.

Die Herausforderung liegt darin, zwischen einer aseptischen und septischen Bursitis zu unterscheiden. Während die aseptische Form meist durch Druckentlastung und gezielte Physiotherapie heilt, erfordert die infektiöse Variante eine sofortige ärztliche Behandlung, häufig mit Antibiotika und ggf. Punktion.

Physiotherapeutisch wird der Arm wieder mobilisiert, Verspannungen werden gelöst, und muskuläre Stabilität wird aufgebaut, damit die Strukturen im Alltag weniger Druckbelastung erfahren. Gerade bei wiederkehrenden Beschwerden ist eine ergonomische Anpassung – etwa bei Schreibtischarbeit – entscheidend.


Trochanterische Bursitis der Hüfte – ein komplexes Zusammenspiel von Sehnen, Muskeln und Beckenstabilität


Die trochanterische Bursitis, auch Greater Trochanteric Pain Syndrome (GTPS), ist weit verbreitet, vor allem bei Frauen und Menschen mit muskulären Dysbalancen. Sie entsteht selten durch den Schleimbeutel allein; meist sind auch die Sehnen des Gluteus medius und minimus beteiligt.

Der Schmerz an der Außenseite der Hüfte verstärkt sich beim Gehen, Liegen auf der Seite oder schnellen Richtungswechseln. Oft sind es biomechanische Faktoren wie Beckeninstabilität oder verkürzte Strukturen am Oberschenkel, die die Entzündung begünstigen.

Die Behandlung basiert auf kontrolliertem Muskelaufbau der Hüftmuskulatur, Verbesserung der Gangmechanik und manuellen Techniken, um verspannten Strukturen Bewegungsfreiheit zurückzugeben. Ein besonderes Augenmerk liegt auf Rumpf- und Beckenstabilität – ein Schlüssel zur langfristigen Heilung.


Präpatellare und Pes-anserinus-Bursitis des Knies – zwei unterschiedliche Probleme, ein gemeinsamer Ursprung: Überlastung


Während die präpatellare Bursitis durch Druck von außen entsteht – etwa durch häufiges Knien oder Stöße –, ist die Pes-anserinus-Bursitis ein eher tiefliegendes Überlastungssyndrom der Sehnen an der Knieinnenseite.

Beide Beschwerdebilder zeigen sich durch stechende oder drückende Schmerzen und erschweren Bewegungen wie Treppensteigen, Kniebeugen oder längeres Gehen.


Die Therapie unterscheidet sich jedoch:


  • Die präpatellare Variante verlangt in erster Linie Druckentlastung, Entzündungshemmung und eine Normalisierung der Beweglichkeit.

  • Die Pes-anserinus-Form braucht vor allem eine Korrektur der Beinachse, eine Verbesserung der Hüftstabilität und das Lösen tief liegender myofaszialer Spannungen.


Mit sorgfältiger Analyse und einem individuell abgestimmten Übungsprogramm lassen sich beide Formen hervorragend behandeln.


Retrocalcaneare Bursitis der Ferse – die sensible Schnittstelle zwischen Sehne und Knochen


Die retrocalcaneare Bursitis betrifft den Schleimbeutel zwischen Achillessehne und Fersenbein und ist eng mit Überlastungen der Wadenmuskulatur, Fußfehlstellungen und häufig auch mit einer Achillessehnenreizung verbunden.

Besonders das Gehen bergauf, schnelles Laufen oder druckintensive Schuhe verstärken den Schmerz. Die enge räumliche Verbindung zwischen Sehne und Bursa erfordert eine Behandlung, die sowohl die mechanischen Belastungen als auch die Sehnenfunktion optimiert.


Dazu gehören unter anderem:


  • Verbesserung der Sprunggelenksbeweglichkeit

  • exzentrisches Training für die Wadenmuskulatur

  • Entlastung durch angepasstes Schuhwerk

  • Korrektur von Überpronation oder Beinachsenabweichung


Bei konsequenter Umsetzung bildet diese Kombination einen hochwirksamen Weg zurück in eine schmerzfreie Belastbarkeit.


Warum ein ganzheitliches Verständnis aller fünf Bursitis-Arten so wichtig ist

Ob Schulter, Ellenbogen, Hüfte, Knie oder Ferse – jede Bursitis folgt denselben biologischen Grundprinzipien, entsteht jedoch aufgrund sehr unterschiedlicher Belastungen und biomechanischer Zusammenhänge.

Wer die zugrunde liegenden Muster versteht, kann Beschwerden nicht nur effektiv behandeln, sondern auch langfristig vorbeugen. Genau hier liegt der große Vorteil einer physiotherapeutischen Herangehensweise:

Sie verbindet Anatomie, Bewegungsanalyse, Muskelbalance, Ergonomie und Training zu einem umfassenden Konzept, das über reine Schmerzlinderung hinausgeht.

So entsteht nicht nur kurzfristige Entlastung, sondern dauerhafte Funktionalität und Bewegungsfreude.

Roman Welzk Stress Buch Minimalismus Buch

Artikel geprüft von: Roman Welzk




Kommentare

Mit 0 von 5 Sternen bewertet.
Noch keine Ratings

Rating hinzufügen
bottom of page